Was hat Sie nach Wales gebracht?
Ich bin vor 40 Jahren mit meinem damaligen Freund und jetztigen Mann David an die Universität Bangor gekommen. Wir haben unser Studentenbudget mit der Aufzucht von Austern und Muscheln aufgebessert und daraus hat sich dann ein Meeresfrüchtegroßhandel entwickelt. Die Kunden haben bei uns lebende Hummer gekauft und sie waren auch daran interessiert, die Tiere einfach nur in Aquarien zu beobachten, also haben wir ein Aquarium eingerichtet, aus dem dann der Anglesey Sea Zoo wurde. Wir haben das 15 Jahre lang sehr gerne gemacht.
Wie kam es dann zur Salzherstellung?
Tourismus ist sehr jahrezeitenabhängig. In den Sommermonaten ging es uns gut, aber wir wollten die Angestellten weiter beschäftigen, denen wir sonst im Winter kündigen müssten. Also haben wir nach anderen Dingen gesucht, die man mit Meerwasser machen kann und kamen dann auf die Idee, Meersalz herzustellen.
2007 haben wir den Zoo verkauft, um uns auf das Salz zu konzentrieren und 2015 haben wir unsere neue Meersalzfabrik und das Besucherzentrum gebaut. Wir haben die Fabrik mit einem Besichtigungskorridor versehen und wir bieten auch geführte Degustationen an. Wir verkaufen eine Menge Salz im Fabrikverkauf neben Produkten, die mit unserem Salz gewürzt werden, und auch hübsches walisisches Handwerk.
Warum eignet sich die Menai Strait so gut zur Salzerzeugung?
Sie ist sehr sauber. Wir wussten, dass das Wasser sehr rein ist, weil wir Seepferdchen gezüchtet haben und die sind extrem wählerisch und empfindlich. Wir haben keine Schwerindustrie oder große Schiffe in der Gegend. Die äußerst starke Flut spült hier auch zweimal pro Tag durch, also können wir immer sauberes Wasser beziehen. Wir haben eine Lizenz zur Meerwasserentnahme, für die wir der Queen eine Pacht entrichten.
Wie bekommen Sie das Salz aus dem Wasser?
Wir pumpen das Wasser in den Anlagenraum, wo es durch Erhitzen im Vakuum konzentriert wird. Dann bringen wir die Salzlake in Kristallisationstanks, wo weiteres Frischwasser als Dampf freigesetzt wird. Wenn die Salzlake so stark konzentriert ist, dass sie kein weiteres Salz mehr aufnehmen kann, beginnt das Salz auszukristallisieren. Jeden Morgen kommen die Salzerntearbeiter und schöpfen die Kristalle ab, um sie dann abzuspülen, zu trocknen und zu verpacken; also ist alles handgefertigt. Unsere Arbeitskräfte sind hauptsächlich aus der Umgebung und sprechen Walisisch. Wir sehen uns selbst als Teil der Gemeinschaft. Wir kaufen so viel wie möglich lokal ein, um unsere Kohlenstoffdioxidbilanz zu verbessern. Wir versuchen auch Müll zu vermeiden und so viel wie möglich zu recyclen. Wir wurden mit dem Queen’s Award for sustainability, dem Preis für Nachhaltigkeit der Queen ausgezeichnet und das war wirklich aufregend.
Ist Salz nicht einfach Salz?
Der Geschmack ist verglichen mit anderen Salzen sehr anders. Wir spülen unser Salz in Salzlake um das überschüssige Kalzium herauszubekommen, was den bitteren Nachgeschmack in ungespültem Salz verursacht, den man ab und zu schmecken kann. Dies bedeutet, dass Halen Môn einen fast süßen Geschmack hat. Wir geben uns auch viel Mühe sicherzustellen, dass die Flocken ihre Form behalten.
Sind große Flocken also wichtig?
Köche mögen die großen Kristalle, da sie nicht im heißen Essen schmelzen und sich in eine Lache Salzlake verwandeln. Und man erlebt diesen herrlichen, knusprigen, salzigen Moment, wenn man reinbeißt. Aber wir stellen auch feinere Flocken her und wir können das Salz für Kunden auch im Haus klein mahlen, wenn sie es für Produkte wie Chips oder Butter verwenden wollen. Green & Blacks Schokolade mögen eine gewisse Flockengröße, die gerade groß genug ist, damit es ein leichtes Knirschen gibt, aber eben nicht zu viel.
Wo verkaufen Sie Ihr Salz?
Es wird überall auf der Welt verwendet. Wir verkaufen es in der EU, Nordamerika, Australien, Japan und dem Nahen Osten – überall wo die Leute gute Zutaten wirklich schätzen. Wir arbeiten auch mit berühmten Spitzenköchen wie Heston Blumenthal und Gordon Ramsay, aber auch ortsansässigen Restaurants wie Marram Grass und Dylan’s zusammen. Unser Metzger am Ort in Menai Bridge war unser erster Kunde und bleibt das auch, was sehr nett ist.
Sie haben das erste g.U. (geschützte Ursprungsbezeichnung) Siegel in Wales...
Wir haben auch das erste g.U. Siegel für Salz in ganz Großbritannien. Das ist uns sehr wichtig, weil es ein Zeichen für Qualität und Authentizität ist. Es zeigt, dass kein Salz wie unseres ist. Es wird in Wales von Hand hergestellt, also ist es ein Teil der walisischen Seelandschaft, das Sie essen. Wir haben ein Premium-Produkt, für das man auch einen Premium-Preis verlangen kann. Und wir entschuldigen uns nicht für den Preis: wir glauben, dass es das beste der Welt ist und dafür muss man auch bezahlen.
Was stellen Sie außerdem her?
Im Laufe der Jahre haben wir eine Palette von aromatisierten Salzen herausgebracht. Wir haben auch einige leckere salzige und süße Brotaufstriche, Ketchup und geräucherte Produkte im Angebot. Seit Jahren beliefern wir Heston Blumenthal in seinem Restaurant Fat Duck und er hat uns gefragt, ob wir Wasser für ihn räuchern könnten. Zuerst dachten wir nicht, dass das möglich sei, aber es geht tatsächlich. Wer hätte das gedacht? Unser eichengeräuchertes Wasser wurde 2017 bei den World Food Innovation Awards zur besten Zutat gekürt.
Wie sieht die örtliche Gastronomie-Szene aus?
Sie hat sich vor allem in den letzten fünf Jahren stark entwickelt. Wir haben jetzt eine Menge Restaurants auf Anglesey, die wir Besuchern empfehlen können, unter anderem das einsternige Restaurant Sosban & The Old Butchers in Menai Bridge. Die lokalen Erzeugnisse sind auch großartig: wir lieben Lamm und Rind aus der Region und das Meer liefert uns wunderbare Muscheln, Austern, fantastische wilde Seebarsche, Hummer und Krabben.
Wie lebt und arbeitet es sich so auf Anglesey?
David und ich wohnen seit über 40 Jahren hier und es ist uns wirklich zum Zuhause geworden. Wales ist sehr offen und herzlich. Man darf so sein, wie man ist. Man wird nicht danach beurteilt, wieviel man verdient, welches Auto man fährt oder welche Kleidung man trägt. Es ist ein fantastischer Wohnort und Arbeitsplatz.