Das ganze Konzept von Coaltown gründet sich auf eine Fotografie von meinem Großvater. Er war Bergarbeiter, wie die meisten meiner Familienangehörigen. Er lebte in einer Zeit, als Ammanford eine blühende Gemeinde war, die lokale Industrie florierte und es war schön, in der Stadt zu leben. Die letzte Kohlengrube schloss 2003 und seit dem gibt es nur ganz wenig Industrie hier, also ziehen die Leute weg. Ich liebe meine Heimat und ich würde mich freuen, wenn die Leute wieder stolz darauf wären.
Wie sind Sie ins Kaffeegeschäft eingestiegen?
Ich bin damit aufgewachsen. Meine Eltern eröffneten das erste Café mit Feinkostladen und das hat die Stadt aufgeweckt. Dann eröffnen Geschäfte ähnlicher Qualität und daraus entwickelt sich ein Boom. Als sie das Geschäft 2008 verkauften, fiel Ammanford in alte Muster zurück. Es ist erstaunlich zu sehen, was für einen Unterschied man damit machen kann, wenn man etwas ganz Besonderes einbringt. Also haben wir uns gesagt, „Machen wir das doch mit einer Rösterei.“ Der Boom mit Kaffeespezialitäten hatte bereits begonnen, also als wir Coaltown gründeten, wollten wir damit Ammanford mit einer neuen Form von schwarzem Gold beleben und gleichzeitig auch eine Rösterei in Wales eröffnen, die sehr auf Herkunft und Nachhaltigkeit bedacht war.
Wie nimmt man denn eine Rösterei in Betrieb?
Eine Röstmaschine kostet sehr viel Geld und ich hatte keins. Also haben mein Vater und ich uns einen Röster aus einem Grill gebaut. Er hat eine Trommel im Inneren, die rotiert und den grünen Kaffee während des Röstvorgangs in Bewegung hält. Seine Schwäche war das Kühlblech. Kommerzielle Röstmaschinen saugen Kaltluft an, was die Schalenteile von den Bohnen trennt. Wir hatten unseres mit dem Gebläse eines Ford Ka-Autos betrieben, das die Bohnen durch Anblasen kühlte, also hat es ständig Kaffeeschalen geregnet. Sie hat eine ziemliche Sauerei hinterlassen, aber es war eine fantastische Röstmaschine.
Funktioniert sie noch?
Ja, aber sie kann nur 4 kg Kaffee in 15 Minuten rösten. Wir haben dann Geld gesammelt, um einen 12 kg fassenden, kommerziellen Röster zu kaufen und erst kürzlich haben wir eine 75 kg Maschine gekauft, was das Leben um einiges leichter macht. Ich bin aber sehr an traditionellen Modellen interessiert. Das einzige Problem ist, dass sie sehr gefragt sind und sie sind sofort wieder weg, kaum dass sie auf dem Markt sind. Als ein Röster aus den 1950er Jahren in Italien verkauft wurde, haben wir ohne zu zögern das Geld hingeschickt, weil wir ihn wirklich brauchten. Drei Wochen sind vergangen, keine Spur von dem Gerät. Als es endlich geliefert wurde, war es eine Ansammlung von rostigen Metallteilen. Sie hatten Fotos vom Fundort dabei, Einzelteile verstreut auf einem Bauernhof bei Rom. Auf der Trommel stolzierte ein Hahn herum. Wir haben zwei Jahre damit verbracht, die Maschine zu restaurieren, aber das war es wert. Sie ist eine absolute Rarität.
Wo verkaufen Sie ihren Kaffee?
Wir beliefern etwa 240 Kunden, hauptsächlich in Wales, aber wir verkaufen auch in Selfridges und in Städten wie Oxford, London und Bristol. Wir haben auch zwei Läden in Ammanford. Ich bin nach New York gefahren und die Art und Weise, wie sie in Brooklyn arbeiten ist wirklich inspirierend. Ich habe mir gedacht: „Das können wir auch in Ammanford machen.“ Also haben wir eine Gewerbeeinheit in den Edwardianischen Arkaden gesucht. Die Miete war nicht unbezahlbar, also war es eine gute Gelegenheit unsere Ideen zu testen. Sie ist winzig, maximal 17 Sitzplätze, aber die Leute kommen aus Bristol und London hier her, um sie zu besuchen. Sie ist ein großartiges Testfeld für die neue Rösterei, die wir vor kurzem bezogen haben. Unsere ganze Produktion findet nun hier statt. Wir haben auch ein Café, einen Pizzaofen, ein Büro, eine Küche und ein Zwischengeschoss zu Ausbildungszwecken. Wir haben jeden Tag von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends geöffnet.
Also sind Sie zu einem wichtigen Arbeitgeber am Ort geworden?
Das ist unser Plan. Und wir konzentrieren uns auch auf Weiterbildung: wir haben die Coaltown Academy eröffnet, deren Aufgabe es ist, einheimische Arbeitskräfte auszubilden und ihnen Arbeitsplätze in der Kaffeeindustrie zu vermitteln, entweder bei einem unserer Großabnehmer oder als Teil unseres Teams. Im Moment beschäftigen wir etwa 30 Angestellte und drei unserer Auszubildenden haben die Coaltown Academy erfolgreich abgeschlossen, so dass wir ihnen in der Region Arbeitsplätze in der Branche vermitteln konnten.
Also kann Kaffee wirklich Ammanford neues Leben einhauchen?
Ich hoffe es. Ich möchte vor allem, dass die Leute ihre Auffassung von Heimat ändern und denken, „Wisst ihr was, wir könnten doch zuhause ein Geschäft eröffnen. Es gibt keinen Grund, der dagegen spricht.“ Wir leben jetzt in einer Zeit, in der das Internet großes Verkaufspotential besitzt. Unsere Webseite hilft uns, all unsere Kontakte zu knüpfen. Also wenn man das im ländlichen Wales zustande bringt, dann kann man das überall schaffen. Brooklyn und Shoreditch waren auch einmal heruntergekommene Stadteile von New York und London. Warum kann man nicht das gleiche in Ammanford durchziehen?
Wie haben Sie sich gefühlt, als Lonely Planet Coaltown Coffee als eine der besten Röstereien in Großbritannien ausgezeichnet hat?
Das hatte riesengroße Auswirkungen. Vertreter von Lonely Planet kamen vorbei und haben uns in der alten Rösterei besucht und wir hatten ein ganz normales Gespräch. Ich hatte keine Ahnung, wieviel Bedeutung das hatte, bis ich dann Anrufe von BBC News und Talk Radio bekam. Das war wirklich bizarr. Aber unter den fünf besten Kaffees in Großbritannien zu landen hat uns wirklich umgehauen