Die Denkmäler und Landschaften von Wales zählen zu den bemerkenswertesten weltweit – nicht nur wir patriotischen Waliser sind dieser Meinung. Die Schieferlandschaft im Nordwesten von Wales, die Burgen und Stadtmauern von König Eduard I., das Pontcysyllte Aquädukt mit dem Kanal und die Industrielandschaft Blaenavon wurden von der UNESCO anerkannt.
Die UNESCO setzt sich für den Schutz und die Bewahrung der Geschichte der Menschheit ein. Die Stätten in Wales sind nun Teil des renommierten Verzeichnisses der Weltkulturerbestätten auf der ganzen Welt, neben weltberühmten Orten wie dem indischen Taj Mahal und dem peruanischen Machu Picchu, die nach Ansicht der Organisation von „außergewöhnlichem Wert für die Menschheit“ sind.
Die vier Welterbestätten in Wales reichen von mittelalterlichen Festungen, die die walisische Landschaft überragen, bis hin zu ehemaligen Industriegebieten, die heute Teil der Landschaft sind. Jede dieser Stätten nimmt einen wichtigen Platz in der Geschichte von Wales ein und ruft bei Besuchern mit Sicherheit ein "Wow" hervor.
Die Schieferlandschaften in Nordwestwales
Die Schieferlandschaft im Nordwesten sind in Wales die jüngste Aufnahme in die Liste des Welterbes. Sie bestehen aus sechs Gebieten in der Grafschaft Gwynedd und sind ehemalige Schiefersteinbrüche, Eisenbahnlinien, Mühlen und große, von Landbesitzern errichtete Herrenhäuser – allesamt Relikte der einstigen Schieferindustrie.
Die Schieferproduktion war im Nordwesten von Wales eine große Industrie. Im späten 19. Jahrhundert produzierten die Steinbrüche der Region etwa ein Drittel der gesamten Weltproduktion an Dachschiefer und man sagt, dass walisischer Scheifer auf Dächern in fast allen Kontinenten zu finden war.
Die Industrie, die bis zu ihrem stetigen Niedergang im späten 20. Jahrhundert rund 17.000 Menschen beschäftigte, trug auch dazu bei, die Identität von Nordwales zu prägen. Durch sie siedelten sich Familien in walisischsprachigen Berggemeinden wie Bethesda und Blaenau Ffestiniog an, die noch heute sehr stolz auf ihr industrielles Erbe sind.
Neben den historischen Gebäuden und kulturellen Sehenswürdigkeiten der Region ist der nachhaltige Einfluss der Schieferindustrie am deutlichsten in der einzigartigen Landschaft zu sehen. Die größeren Steinbrüche haben große, kaskadenförmige Terrassen in die Berge von Eryri (Snowdonia) geschnitten, die heute eher von Wanderwegen (und gelegentlich von Ziplines!) durchzogen sind, als von den Spuren schwerer Maschinen.
Burgen & Stadtmauern von König Eduard I.
Die 1986 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommenen Burgen, die der englische König Eduard I. während seiner Invasion von Wales im 13. Jahrhundert errichten ließ, gelten als einige der eindrucksvollsten und besterhaltenen Festungen des Landes.
Insgesamt zählen zu dieser Welterbestätte vier Burgen: Conwy, das majestätisch über den Ufern des Flusses Conwy thront; Harlech, das von einer felsigen Anhöhe über die gleichnamige Stadt und den weiten Strand blickt; Caernarfon, das mit seinen gewaltigen Steinmauern und polygonalen Türmen wohl die prächtigste der vier Burgen ist und Beaumaris, eine Studie architektonischer Symmetrie, die aus Kostengründen nie ganz fertiggestellt wurde. Die dazugehörigen Festungsstädte Conwy und Caernarfon mit ihren Stadtmauern stehen ebenfalls auf der UNESCO-Liste.
Alle vier Burgen, die in der Grafschaft Gwynedd in Nordwales verstreut liegen, wurden von James of St. George, dem größten Militärarchitekten seiner Zeit, gebaut, der beim Bau keine Kosten scheute. Caernarfon kostete stolze 25.000 Pfund (22.000 Pfund mehr als die Jahreseinnahmen des Schatzamtes) und in Beaumaris waren alleine 450 Steinmetze beschäftigt. Dem König standen so viele Arbeitskräfte zur Verfügung, dass der Bau von Conwy Castle nur vier Jahre dauerte.
Die Festungen sind nicht nur Meisterwerke mittelalterlicher Militärarchitektur, sondern dienen auch als greifbare Erinnerung an Eduards lange und blutige Eroberung von Wales sowie als Ode an die Stärke des walisischen Widerstands, dem er ausgesetzt war.
Pontcysyllte-Aquädukt und Kanal
Mit seinen 19 symmetrischen Metallbögen, die von hohen, schlanken Mauerpfeilern getragen werden, ist das Pontcysyllte Aquädukt ein Wunderwerk der Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts. Aber selbst diejenigen, die einen spitzen nicht voneinem stumpfen Winkel unterscheiden können, werden von der Größe und der Eleganz des Monuments beeindruckt sein, das noch immer Kanalboote auf einem schmalen Wasserlauf etwa 38 Meter über dem Fluss Dee befördert.
Das Bauwerk und der angrenzende Kanal, der 2009 in die Liste der UNESCO aufgenommen wurde, sind über 200 Jahre alt und wurden vom berühmten Bauingenieur Thomas Telford entworfen. Das äußerst ehrgeizige Projekt – das Aquädukt überspannt das weite Tal ohne den Einsatz von Schleusen – gilt als sein erstes Meisterwerk. Telford sollte später weitere Bauprojekte in Wales leiten, darunter den Bau der Menai Bridge nach Anglesey und der Hängebrücke in Conwy, zwei der ersten Brücken dieser Art weltweit.
Neben dem Aquädukt umfasst die UNESCO-Liste auch die 17 km landschaftlich reizvolle Kanalstrecke, auf der die Boote auch heute noch von Pferden gezogen werden sowie Infrastrukturen, die an der Fertigstellung und Instandhaltung des Projekts beteiligt waren, darunter die Häuser der Ingenieure und die Anlegestellen am Kanal.
Heute ist das Aquädukt ein Muss für erfahrene Bootsfahrer, die die steile Überfahrt wagen, um den Panoramablick auf die Landschaft von Llangollen zu genießen. Schwindelfreie Wanderer können die Überquerung auf dem Treidelpfad entlang des Kanals bewältigen.
Industrielandschaft Blaenavon
Das heutige Wales ist für seine grünen Landschaften bekannt und für die vorausschauende Politik, die sich zu deren Schutz einsetzt. Doch die jüngste Geschichte des Landes wird von der Kohleindustrie dominiert, denn die südwalisischen Täler waren während der britischen Industriellen Revolution das Zentrum der britischen Kohle- und Eisenproduktion.
Ein Großteil der Infrastruktur aus dieser Zeit ist längst verschwunden, aber die erhaltenen Gebäude und Maschinen in der ehemaligen Bergbaustadt Blaenavon in der Grafschaft Monmouthshire sind ein Denkmal für diese zukunftsträchtige walisische Industrie. Sie geben Besuchern einen Einblick in die Auswirkungen, die der Kohleabbau auf die walisische Landschaft hatte und in das Leben der Menschen, die lange unter Tage und unter schwersten Bedingungen arbeiten mussten.
Das Herzstück der UNESCO-Stätte, zu der auch die Stadt Blaenavon selbst und ihre historische Eisenbahnlinie gehören, ist die ehemalige Eisenhütte. Hier stehen große steinerne Schmelzöfen sowie die Überreste des riesigen Wasserwaageturms, der mit Hilfe von wassergefüllten Gewichten Wagen mit Eisen auf die angrenzenden Bahngleise hob.
Ein besonders beliebter Teil des Geländes ist das preisgekrönte Big Pit National Coal Museum. Bis 1980 war das Bergwerk in Betrieb, doch heute transportieren die klappernden Aufzüge des Museums Touristen statt Kumpels knapp 100 Meter tief hinunter in den noch erhaltenen Bergwerksstollen. Führungen geben einen Einblick in den harten Arbeitsalltag der Minenarbeiter, die die Kohle für den industriellen Aufschwung Großbritanniens schürften.