Herzhaft, einfallsreich und köstlich: drei Attribute, die einst jedes walisische Gericht haben musste, als noch ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung lange, anstrengende Tage in den Minen unter Tage oder auf den Feldern verbrachte.
Doch auch heute noch stehen sie für einige der beliebtesten Gerichte des Landes – über Generationen weitergegeben – die den Sprung aus der Familienküche auf die Speisekarten walisischer Pubs und Restaurants geschafft haben.
Einige Delikatessen wie Caerphilly Cheese (Käse) und die Glamorgan Sausages (vegetarische Würstchen aus Käse und Lauch) sind auch in Restaurants jenseits der walisischen Grenze beliebt, aber viele Gerichte kann man nur bei einem Besuch in Wales probieren. Ob Sie nun ein traditionelles Bergmannsdessert (Teisin Lap) oder den sogenannten walisischen Kaviar (Laverbread) kosten möchten – hier finden Sie einige der typischen Speisen von Wales.
Cawl
Dieser deftige Eintopf aus Lammfleisch und Gemüse der Saison stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist das Nationalgericht von Wales. Im Norden des Landes ist er auch als „Lobscows“ bekannt. Mit frischem Brot serviert ist Cawl die perfekte Mahlzeit, um sich an einem frostigen walisischen Wintertag aufzuwärmen.
Welsh Rarebit
Niemand weiß genau, wie das walisische Rarebit zu seinem ungewöhnlichen Namen kam. Es wird angenommen, dass sich einst die Engländer über die Waliser lustig machten, weil diese sich keine Kaninchen leisten konnten und stattdessen Käse essen mussten (sehr witzig!). Was jedoch sicher ist: es schmeckt! Walisischer Käse wird meist mit Senf (und manchmal mit Bier!) vermischt und geschmolzen, auf geröstetes Brot gestrichen und überbacken. Das ergibt das ultimative walisische Wohlfühlessen.
Cockles
Herzmuscheln werden in Wales seit Generationen gegessen: Früher wurden sie mit einer Harke vom Sand der Halbinsel Gower geerntet und per Esel zu den Märkten von Swansea transportiert. Den Transport per Esel gibt es zwar schon lange nicht mehr, aber der Rest des Prozesses hat die Zeit überdauert. Diese kleinen, geschälten Weichtiere (die Muscheln nicht allzu unähnlich sind) sind nach wie vor ein beliebter Kauf an den Marktständen – am besten als Teil eines „traditionellen walisischen Frühstücks“ oder in einem Topf als Snack mit einem Schuss Essig.
Glamorgan sausage
Diese vegetarischen „Würstchen“ sind eine der kulinarischen Innovationen von Wales, die den Sprung über die Grenze geschafft haben. Sie bestehen aus Käse und Lauch, umhüllt von Paniermehl. Erstmals wurden sie in der walisischen Grafschaft Glamorgan verkauft und erfreuten sich während des Zweiten Weltkriegs, als das Fleisch knapp wurde, großer Beliebtheit. Heute findet man Glamorgan Sausages in Supermärkten und Restaurants im gesamten Vereinigten Königreich.
Aberffraw Biscuit
Aberffraw ist ein buttriges Mürbegebäck von dem angenommen wird, dass es aus dem 13. Jahrhundert aus dem gleichnamigen kleinen Dorf auf der Insel Anglesey stammt. Das Gebäck konkurriert um den begehrten Titel des ältesten Kekses des Vereinigten Königreichs. Woher es allerdings seine charakteristische Muschelform hat, ist ein Rätsel. Eine mögliche Verbindung zum Jakobsweg, der das Symbol einer Jakobsmuschel als Wegmarkierung trägt, hat dazu geführt, dass das Gebäck auch als „Jakobskuchen“ bekannt ist.
Bara Brith
Der ultimative walisische Muntermacher ist ein mit Butter bestrichenes Stück Bara Brith. Das Brot, mit in schwarzem Tee getränkten Trockenfrüchten, stammt aus dem 19. Jahrhundert und steht bis heute stolz auf den Tresen von Cafés und Coffeeshops in ganz Wales.
Faggots
Vermutlich wurden Faggots zuerst im Westen Englands gegessen, doch wurden sie im 19. Jahrhundert zu einem Grundnahrungsmittel in Südwales, da das Gericht preisgünstig und sehr sättigend war. Die großen Fleischbällchen werden aus Hackfleisch hergestellt und in der Regel mit Kartoffelpüree und Bratensoße serviert. Sie sind auch heute noch ein fester Bestandteil der Speisekarten walisischer Pubs.
Welsh Cakes
Diese kleinen, runden und mit Zucker bestäubten Kuchen sind vielleicht die beliebtesten walisischen Leckereien und die perfekte Ergänzung zu einer heißen Tasse Tee. Sie werden auch Bakestones genannt (nach dem flachen, metallischen Utensil, auf dem sie traditionell gebacken werden) und enthalten in der Regel Sultaninen, aber auch Varianten mit Schokoladenstückchen sind üblich.
Laverbread
Das seltsame und zugleich wunderbare Laverbread ist wahrscheinlich der walisischste Geschmack von allen. Die Delikatesse wird aus gekochtem Seetang zubereitet, zumeist mit Hafer vermischt und dann gebraten, wodurch er die Konsistenz einer dicken Paste erhält. Umgangssprachlich als „Welshman's Caviar“ bekannt, wird in Wales Laverbread schon seit dem 17. Jahrhundert gegessen. Es schmeckt besonders gut als Teil eines gekochten Frühstücks zusammen mit Speck und Ei.
Muscheln aus Menai
Fast die Hälfte aller Muscheln, die im Vereinigten Königreich wachsen, stammen aus der Menai Strait, der schmalen Meerenge an der Nordküste, die die Insel Anglesey vom Festland trennt. Das Wasser ist hier besonders klar und die Muscheln werden für ihren süßen Geschmack und ihre Größe geschätzt. Viele Restaurants rund um die Meerenge servieren dampfende Schüsseln voller köstlicher Schalentiere, die am selben Tag aus dem Meer gefischt wurden.
Caerphilly cheese
Der Käse aus der gleichnamigen walisischen Stadt Caerphilly wird heute im gesamten Vereinigten Königreich verkauft, aber um den echten Käse zu probieren, muss man nach Wales kommen. Der Käse, der in englischen Fabriken produziert wird, ist trocken und bröckelig, während der ursprüngliche Käse aus dem 19. Jahrhundert feucht und wunderbar cremig ist. Obwohl die traditionelle Herstellung von Caerphilly Cheese in Wales fast vollständig verschwunden ist, sorgt eine wachsende Zahl von kleinen Käserein dafür, dass dieser walisischste aller Käse in seiner ursprünglichen Form weiterlebt.
Oggies
Oggies sind die walisische Antwort auf Cornish pasty, die Pasteten aus Cornwall. Sie sind ein herzhafte Pastete, die in der Regel mit typisch walisischen Zutaten wie Lammfleisch und Lauch gefüllt sind. Einst waren sie ein wichtiges Mittagessen für die Bergleute, die sie ohne Besteck essen konnten. Heute werden Oggies in Cafés im ganzen Land verkauft, darunter auch im Restaurant auf dem Gipfel des Yr Wyddfa (Snowdon).
Welsh lamb
Mit drei Schafen pro Einwohner in Wales ist Lammfleisch ein fester Bestandteil auf den Speisekarten von Restaurants und Marktständen im ganzen Land. Es ist für seine Qualität und seinen Geschmack berühmt und erhielt 2003 von der Europäischen Kommission den Status einer geschützten geografischen Angabe (g.g.A.) als Anerkennung für die hohen Standards, nach denen es erzeugt wird.
Teisen Lap
Ein weiteres walisisches Gericht, das durch die Arbeit unter Tage entstanden ist: Teisen Lap war das Lieblingsdessert der Bergleute. Der große Kuchen, der üblicherweise auf einer Platte gebacken wird, hat eine saftige Konsistenz, so dass er in einer Lunchbox nicht zerbröselt. Die Tatsache, dass er zudem sehr schmackhaft ist, trug wahrscheinlich zu seiner Beliebtheit unter den hart arbeitenden Bergleuten bei und sorgte dafür, dass der Kuchen auch heute noch beliebt ist.
Crempogau
Crempogau sind ein Verwandter der französischen Crêpe, sind aber kleiner und dicker. Diese walisischen Pancakes werden am besten aufeinandergestapelt und großzügig mit Sirup oder Honig übergossen serviert. Crempogau werden traditionell am Faschingsdienstag („Pfannkuchentag“) gegessen, als Einleitung in die christliche Fastenzeit, aber in Wales wird diese süße Leckerei das ganze Jahr über genossen.
Tatws pum munud
So manches walisische Kind ist mit einer regelmäßigen Schüssel wärmenden, nahrhaften „tatws pum munud“ aufgewachsen. Die Brühe aus Speck, Kartoffeln und Gemüse hat sich im Familienhaushalt bewährt, weil sie sowohl erschwinglich als auch relativ einfach zuzubereiten ist. Im Englischen heißt das Gericht "five-minute potatoes", weil es so schnell zubereitet werden kann.