Beide Nationen verfügen über reiche Geschichten und Traditionen, die mit ihren Wäldern verbunden sind, und schätzen diese nicht nur wegen ihrer natürlichen Schönheit, sondern auch wegen ihrer spirituellen und ökologischen Bedeutung.
Ein Mann tat mehr als jeder andere, um diese Verbindungen über eine bloß gemeinsame Weltanschauung hinaus zu stärken. C.W. Nicol, geboren 1940 in Neath im walisischen Tal, führte ein außergewöhnliches Leben: Er wurde japanischer Staatsbürger und widmete sein Leben dem Erhalt der japanischen Wälder – inspiriert von seinen walisischen Wurzeln.
Nicol's bekanntestes Projekt war seine Wiederaufforstung in der Region Nagano, wo er einen vernachlässigten Wald in der Nähe seines Wohnorts in einen Nationalpark verwandelte. Diesen nannte er Afan Argoed (Tal der Wälder), als Anspielung auf sein walisisches Erbe und als Dank an die britische Forstkommission für die „Pflege der Bäume in Wales“.
Der Autor gründete später die Afan Woodland Trust, eine japanische Stiftung, die sich der Wiederherstellung und Ausweitung der einheimischen Wälder und Biodiversität Japans verschrieben hat – zum Nutzen zukünftiger Generationen, ganz im Sinne der Ziele des walisischen Nationalwaldes. Er kehrte nach Wales zurück, um seinen neuen Wald mit dem Afan Forest Park bei Cymmer in Neath Port Talbot zu verbinden und drückte seine Hoffnung aus, noch mehr Verbindungen zwischen seinem Geburtsland – Wales – und seinem Staatsangehörigkeitsland – Japan – zu schaffen.


Warum aber standen die Wälder im Fokus eines walisischen Expatriierten in Japan? Nun, mit mehr als der Hälfte seiner Landesfläche, die von Wäldern bedeckt ist – darunter viele Nationalparks und UNESCO-Welterbestätten – ist Japan ein land reich an Wäldern.
Wälder haben für das japanische Volk eine besondere spirituelle Bedeutung und haben eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung des Erbes, der Traditionen und der Wirtschaft des Landes gespielt. Im Shintoismus, der einheimischen Religion Japans, glaubt man, dass die Geister der Vorfahren in Bäumen wohnen und daher respektiert werden sollten. Im Zentrum der japanischen Kultur steht das Streben nach einem Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz, um ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Natur zu gewährleisten.
Die japanische Auffassung, dass die Natur dem Geist, dem Körper und der Seele guttut, wird auch in Wales geteilt. Tatsächlich war sie eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt „National Forest for Wales“ – einer Aufforstungsinitiative der walisischen Regierung, die aus dem Wunsch heraus entstand, dem Klimawandel entgegenzuwirken, Gemeinschaften zu unterstützen und die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung zu fördern.
Das Projekt zielt darauf ab, ein zusammenhängendes Netz von Wäldern im ganzen Land zu schaffen, um die Natur zu schützen und dem Verlust der Biodiversität entgegenzuwirken. Ziel ist es, bestehende alte walisische Wälder zu erhalten und neue Waldgebiete zu entwickeln. Langfristig wird gehofft, dass Menschen und Tiere ganz Wales durch Wälder durchqueren können.

Neben dieser Initiative hat die walisische Regierung auch das Woodland Investment Grant vorgestellt – ein Förderprogramm, das Landbesitzer und Bewirtschafter finanziell unterstützt, neue Wälder anzulegen und bestehende zu verbessern.
In ganz Japan arbeiten ebenfalls viele Menschen und Organisationen daran, die grünen Flächen des Landes zu schützen und wiederzubeleben. Die japanische Tradition des Shinrin-yoku, auch bekannt als Waldbaden, zeigt interessante Parallelen zu Wales. Das einfache, therapeutische Verbringen von Zeit in der Natur, verbunden mit achtsamer, sinnlicher Wahrnehmung, soll das geistige und körperliche Wohlbefinden fördern. Es erinnert an das walisische Sprichwort „dod yn ôl at fy nghoed“, das „zurück zu meinen Bäumen“ bedeutet – und die Idee vermittelt, dass die Natur entscheidend für ein gesundes Leben ist.
Der walisische Autor und Umweltaktivist Matthew Yeomans sprach dieses Thema in seinem Buch Return to My Trees an, in dem er seine Wanderungen durch die Wälder von Wales beschreibt und untersucht, wie Menschen ihre Verbindung zur Natur verloren haben – und wie man sie wiederherstellen kann.
Heutzutage gibt es überall in Wales Waldbade-Erlebnisse – von einem Öko-Retreat in Tintern mit Blick auf das Wye-Tal bis hin zu einem Einführungsprogramm über die Prinzipien und wissenschaftlichen Hintergründe des Shinrin-yoku in Chepstow.
Auf der Expo 2025 in Osaka wird es einen besonderen Bereich geben – den „Wald der Ruhe“, der Besuchern die Möglichkeit bietet, dem Trubel zu entkommen und einen Moment der Gelassenheit zu erleben.
Indem sie sich gegenseitig inspirieren und voneinander lernen, zeigen Wales und Japan eindrucksvoll, dass Wälder weit mehr sind als bloße Landschaften – sie sind lebenswichtige Quellen für Mensch und Natur. Während grüne Initiativen in beiden Ländern wachsen, ist die Hoffnung, dass auch andere Nationen die heilenden Kräfte der Natur anerkennen und so eine nachhaltigere, harmonischere Welt für kommende Generationen schaffen. C.W. Nicol wäre stolz darauf, dass die Eichel, die er einst pflanzte, nun Früchte trägt.