Wales und Frankreich mögen zwar durch Wasser getrennt sein und doch liegen die beiden Hauptstädte nur 480 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Ihre keltischen Identitäten bringen Gemeinsamkeiten in Sprache und Kultur mit sich und bieten großartige Geschäftsmöglichkeiten zur Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung.
Warenaustausch
Beide Länder exportieren und importieren große Mengen an Waren in das jeweils andere Land. Die walisischen Ausfuhren nach Frankreich beliefen sich im Jahr 2020 auf 1,9 Milliarden Pfund. Frankreich ist das zweitgrößte Exportziel von Wales, wobei die wertvollsten Sektoren Transportausrüstung sowie Eisen und Stahl sind.
Formelle Geschäftspartnerschaften
Vereinbarungen, Projekte und Programme fördern den französisch-walisischen Handel und die Möglichkeiten gemeinsamer Geschäfte. Das walisische Regierungsbüro unterhält enge Beziehungen zur britisch-französischen Handelskammer, der französischen Handelskammer in Großbritannien und zu Business France UK. Das walisisch-französische Wirtschaftsforum „Le Club“ wurde 2019 ins Leben gerufen. Etwa 80 französische Unternehmen sind in Wales tätig und beschäftigen 13.000 Mitarbeiter.
Sprachen
Bretonisch (die Sprache der Bretagne in Frankreich) und Walisisch sind eigenständige Sprachen mit eigenem Alphabet, eigenen Wörtern und eigenen Grammatikregeln. Aber es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Da beide Sprchen keltischen Ursprungs sind, gibt es einige ähnliche Wörter im Bretonischen und Walisischen. Zum Beispiel heißt „Fenster“ auf Walisisch ffenestr und auf Bretonisch fenestr; „Hund“ ist ci auf Walisisch und auf Bretonisch ki.
Sowohl die bretonische als auch die walisische Sprache wurden einst vom Establishment angegriffen. Von 1880 bis ca. 1950 verboten die französischen Behörden das Bretonische in den Schulen. Wer beim Sprechen erwischt wurde, wurde bestraft. Etwa zur gleichen Zeit wurden Schulkinder, die beim Sprechen der walisischen Sprache erwischt wurden, mit dem walisischen Not – einem Holzschild – stigmatisiert und bestraft. Glücklicherweise geschieht dies heute nicht mehr und die Menschen in Wales und der Bretagne bemühen sich sehr, ihre Sprachen am Leben zu erhalten.
Die Bretagne ist eine Schwerpunktregion für Wales. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind eng. Sie haben eine Absichtserklärung über die Zusammenarbeit und die Erstellung eines gemeinsamen Aktionsplans zur Aufrechterhaltung der kulturellen Verbindungen und zur Förderung der Kooperation unterzeichnet.
Ortsnamen
Einige Ortsnamen in Frankreich haben walisischen Ursprung. Saint-Malo in der Bretagne ist nach Saint Malo benannt, einem der sieben Heiligen, die die Bretagne einst gründeten. Es heißt, dass er um das Jahr 520 n. Chr. in Wales geboren wurde.
Einige Ortsnamen in Wales haben hingegen französischen Ursprung. Beaumaris in Nordwales hat seinen Namen von einer französischen Beschreibung der Burg. Die normannisch-französischen Baumeister, die Beaumaris errichteten, nannten sie "beaux marais" (was auf Englisch „schöne Sümpfe“ bedeutet). Ein Beweis dafür, dass Menschen seit langem zwischen den beiden Ländern hin- und herziehen, um dort zu leben, zu arbeiten und zu studieren.
Hymnen
Der Einfluss von Wales als Land der Lieder und des Gesangs wird in der bretonischen Hymne deutlich. Bro Gozh ma Zadoù basiert auf der walisischen Hymne Hen Wlad Fy Nhadau. Beide Titel bedeuten „Altes Land meiner Väter“ und sie haben die gleiche Melodie.
Geografie
Wales und Frankreich weisen einige ähnliche geografische Merkmale auf. In beiden Ländern gibt es Gebirgsregionen, Flüsse, Strände, weite Landschaften und pulsierende Städte sowie Hunderte von Burgen. Frankreich hat insgesamt mehr Schlösser, aber Wales hat mehr pro Quadratkilometer als jedes andere europäische Land.
Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Cardiff liegt nur 0,9° C niedriger als die von Paris (nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie). Cardiff ist feuchter und hat fast doppelt so viel Niederschlag und 37 Regentage mehr als Paris.
Partnerstädte, Orte und Gemeinden
Zwischen Wales und Frankreich gibt es zehn Städtepartnerschaften. Diese sind: Cardiff und Nante; Colwyn Bay und Roissy-en-Brie; Llandudno und Wormhout; Towyn und Kinmel Bay und Guidel; Dolgellau und Guérande; Caernarfon und Landerneau; Harlech und Riec-sur-Belon; Aberffraw und Mortagne-sur-Gironde; Rhosyr und Mortagne-sur-Gironde; Neyland und Sanguinet.
Kunst
Zwischen beiden Ländern findet ein reger kultureller Austausch statt. Künstler aus Frankreich kommen nach Wales, um sich inspirieren zu lassen, und andersherum. Jedes Land stellt Werke von Künstlern aus dem jeweils anderen Land aus. Das Amgueddfa Cymru / National Museum Wales in Cardiff besitzt die größte Sammlung französischer Impressionisten außerhalb Frankreichs, darunter Werke von Monet, Renoir, Sisley und Cézanne.
Keltisches Fest
In Frankreich findet alljährlich im August das Lorient Celtic Festival statt. 750.000 Besucher feiern zehn Tage lang die keltische Musik, Kultur und Identität. Es gibt Veranstaltungen mit Aufführungen, Paraden, Handwerkskunst und Workshops.
Sport
In beiden Ländern erfreuen sich die Teams der Rugby Union und Rugby Liga einer großen Fangemeinde. Jedes Jahr nehmen Wales und Frankreich an der Six Nations Championship zusammen mit Teams aus England, Irland, Italien und Schottland teil. Im Sport hat Geraint Thomas aus Wales die Tour de France 2018 gewonnen und wurde 2019 Zweiter. Wales wird auch Sportler zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris entsenden.
Kulinarik
Auch in der Küche weisen Wales und Frankreich Ähnlichkeiten auf. Beide Länder kochen mit regionalen Zutaten und aufgrund ihrer ähnlichen Topografie haben beide Zugang zu denselben Zutaten: Sie produzieren Austern, Muscheln, Lachs, Forellen, Krabben und Hummer sowie weltbekannten Käse.
Das trifft selbst auf die Suppen zu – die aus einer Zeit des harten Lebens auf dem Lande stammen – wie Cawl in Wales und die fanzösische Zwiebelsuppe. Beide sind inzwischen zu Nationalgerichten geworden. Und man findet sowohl in Wales wie auch in Frankreich Weinberge, Brauereien und Brennereien.