Als wir Kinder hatten, kam bei uns das Gefühl auf, dass London nicht mehr der richtige Ort für uns war
Jayne: Wir wollten ein größeres Haus und mehr Platz für die Kinder und so begannen wir, verschiedene Möglichkeiten abzuwägen. Wir hatten keine wirkliche Verbindung zu Wales, aber wir wussten, dass wir auf dem Land leben wollten und das Meer zog uns an. Wir haben im Internet nach den besten Wohnorten im Vereinigten Königreich gesucht und sind dabei auf Cardiff gestoßen. Wir waren beide noch nie dort gewesen, also beschlossen wir, es zu besuchen und uns umzusehen. Wir hatten unsere Unterkunft in Penarth, eine Stadt gleich bei Cardiff, in die ich mich sofort verliebt habe.
Calum: Anfangs dachte ich, dass ich von London in den Teil von Cardiff ziehe, in dem am meisten los ist. Aber dann bekamen wir unser zweites Kind und dann rückte das Familienleben mehr in den Mittelpunkt und ich dachte mir, dass ich es vielleicht etwas ruhiger haben möchte. Wir statteten einen weiteren Besuch ab und dachten dann, dass Penarth äußerst sinnvoll sei. Und wir fanden heraus, dass es gute Schulen in Penarth gibt, was natürlich auf unserer Wunschliste ganz oben stand.
Wir wollten alles direkt vor unserer Haustüre haben
Jayne: Als wir das Haus kauften, haben wir uns verschiedene Optionen angesehen und uns dann für ein sehr zentral gelegenes entschieden. Wir wollten nicht gezwungen sein, ständig mit dem Auto überall hinzufahren. Mir war wichtig, dass Geschäfte, Restaurants und der Bahnhof alle zu Fuß zu erreichen sind; außerdem ist es toll, an der walisischen Küste zu leben. Wir können einfach zuhause losgehen und innerhalb von zwei Minuten sind wir in einem Park und der führt dann hinunter zum Strand. Manchmal, selbst wenn wir am Tag nicht viel gemacht haben, können wir sagen: „Sollen wir kurz zum Penarth Pier hinuntergehen?“ Wenn wir nach Cardiff wollen, können wir mit dem Auto fahren, den Bus oder Zug nehmen, was alles nicht mehr als zehn Minuten dauert.
Man kann in Wales viel Zufriedenheit und großartige Entwicklungsmöglichkeiten im Beruf finden
Calum: Es gibt ein paar Dinge, die ich hier in der walisischen Arbeitswelt wirklich schätze. Ich habe das Gefühl, dass Partnerschaftsmodelle in Wales mehr verbreitet sind als in London. Mehr neuqualifizierte Allgemeinärzte wollen Anteilhaber an ihrer Praxis werden und Verantwortung für ihren Kurs und ihre Leitung übernehmen, anstatt nur Angestellte in einem Lohnverhältnis zu sein. Und in Wales gibt es das Konzept der ‘Cluster’, Ansammlungen von Hausarztpraxen, die sich im gleichen Gebiet ansiedeln um ihre Resourcen zusammenzulegen und gemeinsam die Grundversorgung anbieten. Das bedeutet, dass ich mich zum Beispiel an Physiotherapeuten oder psychiatrische Krankenpfleger wenden kann, die dadurch praktisch ein Teil meines Teams sind.
Jayne: Ich denke, dass unser Beruf einzigartig ist in dem Sinne, dass wir eigentlich überall praktizieren können. Aber wir wollten unbedingt in der Nähe einer großen Stadt arbeiten, wie zum Beispiel Cardiff mit einer lehrenden Cardiff Universität, damit wir uns immer noch Chancen auf medizinische und berufliche Weiterentwicklung wahren können. Seit wir nach Penarth gezogen sind, haben wir beide interessante Arbeitsmöglichkeiten gefunden, die wir neben unserer Tätigkeit als Hausärzte ausüben können. Vor der Pandemie habe ich im Cardiff Royal Infirmary nebenbei auch im Bereich Sexualheilkunde gearbeitet. Obwohl ich dort inzwischen nicht mehr bin, hat diese Tätigkeit mein Interesse an Frauenheilkunde gefördert. Mittlerweile habe ich mich in meiner Praxis auf Frauenheilkunde mit dem Schwerpunkt Wechseljahre spezialisiert. Wir hoffen, dass wir ähnliche Praxen zunächst in Cardiff und dann möglicherweise in ganz Wales einrichten können.
Calum: Ich war als Allgemeinmediziner in Cardiff tätig, wo ich viele Vertretungen übernahm und mit der Krebsstiftung Macmillan zusammenarbeitete, um den Standard der Krebsvorsorge durch Allgemeinmediziner in der Region zu verbessern. Jetzt bin ich Partner in einer Hausarztpraxis in Penarth und klinischer Krebsbeauftragter für die Gesundheitsbehörde, wo ich mit anderen Ärzten zusammenarbeite.
Jayne: Wir sind beide sehr zufrieden mit den Möglichkeiten, die sich uns hier bieten. Ich liebe es, Allgemeinmedizinerin zu sein, aber eine weitere Aufgabe nebenbei zu haben, sorgt für Abwechslung und ermöglicht es mir, ein bestimmtes Interessengebiet zu haben. Es ist wirklich schwer zu sagen, wie unser Arbeitsleben in London verlaufen wäre. Da Cardiff kleiner als London und Wales kleiner als England ist, können wir uns hier stärker einbringen, wenn es um Innovationen, proaktive Veränderungen und unsere Bedürfnisse geht. Ich glaube nicht, dass ich all dies in London so einfach hätte tun können. Hier in Wales können wir mehr bewirken, als wir es in London je hätten tun können.
Wir wollen unsere Umgebung größtmöglich genießen
Calum: Wir lieben es, dass wir mit unseren drei Kindern viel Zeit im Freien verbringen können. Als wir hierher gezogen sind, wollten wir durch die wunderschöne walisische Landschaften wandern und radeln, surfen lernen, mit den Kindern campen gehen und die Brecon Beacons erkunden. Dies sind alles Dinge, die wir bis heute regelmäßig tun.
Jayne: Wir hatten Surfunterricht und haben Neoprenanzüge gekauft, die sich als sehr praktisch erwiesen haben, da wir viel Zeit im Meer verbringen. Unsere Strände in der Nähe sind wunderschön zum Spazierengehen, Schwimmen und für andere Wassersportarten. Meine Mutter lebt in Westwales und wenn wir sie besuchen, fahren wir gerne zum Bodyboarden und Surfen nach Pembrokeshire. Unser Leben spielt sich heute so viel mehr im Freien ab, als es jemals gewesen wäre, wenn wir in London geblieben wären. Die Möglichkeiten hier scheinen endlos; es gibt immer etwas Erstaunliches in der Natur zu sehen oder zu unternehmen.
Jayne Forrester-Paton„Das ist verrückt. Es fühlt sich an, als ob wir im Urlaub wären, aber das ist unsere Heimatstadt.“
Wir haben unser endgültiges Zuhause in Wales gefunden
Calum: Wir leben jetzt seit über vier Jahren hier. Ich kann gar nicht glauben, dass wir uns einmal nicht sicher waren, ob wir überhaupt umziehen sollen. Wir haben seitdem nicht mehr zurückgeblickt. Alle sind wirklich nett und der Takt ist langsamer in einer Kleinstadt wie Penarth und ich bin öfter draußen. Es gibt weniger Menschenmassen und es ist nicht so stressig, mit den Kindern etwas zu unternehmen. Und der tägliche Weg zur Arbeit durch so malerische Landschaften hebt am Anfang und am Ende des Arbeitstages die Stimmung.
Jayne: Während der ersten paar Monate hier konnten wir nicht aufhören zu grinsen und waren mit uns selbst sehr zufrieden. Manchmal saßen wir in der Sonne, blickten über das Meer und mir kamen die Gedanken: „Das ist verrückt. Es fühlt sich an, als ob wir im Urlaub wären, aber das ist unsere Heimatstadt.“ Es ist uns leicht gefallen, viele nette Freunde zu finden, und wir fühlen uns als Teil einer freundlichen, hilfsbereiten und glücklichen Gemeinschaft.