Mein Vater war Musiklehrer an der High School in Llandovery, einer kleinen Stadt in Westwales. Die Musik war somit schon immer ein fester Bestandteil meines Lebens. Die erste Band, in der ich mitspielte, wurde für das Schul-Eisteddfod gegründet. Ich glaube, viele walisische Bands haben so ihre Ursprünge.

Auf dem National Eisteddfod zu spielen fühlt sich an wie ein Übergangsritus. Es ist einmalig, dass es in Wales ein Festival gibt, das nur in walisischer Sprache abgehalten wird. Inzwischen kommen Menschen aus der ganzen Welt zu diesem alljährlich stattfindenden Event. Es repräsentiert einen großen Teil der walisischen Kultur und Geschichte. Es gibt nur sehr wenige Länder mit Minderheitensprachen, die sich diesen Luxus eines Festivals bis heute erhalten konnten.

Heute lebe ich in Cardiff. Alle Bands und Musiker kennen sich untereinander und besuchen gegenseitig ihre Auftritte. Cardiff ist wirklich ein sehr einladender Ort, an dem man herrlich experimentell und so schräg sein kann, wie man will. Natürlich kann man auch ganz normale Popmusik machen, wenn man das möchte. Man kann hier einfach sein, wie mal will und das finde ich sehr cool.

 

Alle Bands und Musiker in Cardiff kennen sich untereinander. Es ist eine sehr offene und einladende Stadt, in der man experimentell und so schräg sein kann, wie man will.

Die Bands teilen sich die gleichen Aufnahmestudios und Proberäume, also ist es ganz natürlich, dass man anfängt, an den Projekten des anderen mitzuarbeiten. Ich schreibe am liebsten alleine, deshalb bin ich nicht gut darin, beim Songwriting zusammenzuarbeiten. Aber wenn mich jemand bittet, auf die Bühne zu kommen und mit ihm zu singen, dann mache ich das super gerne. Und ich mag es auch, Leute dazu zu bringen, mit uns zu singen.

Bei HMS Morris sind wir normalerweise zu viert: die drei Jungs und ich. Aber bei größeren Auftritten holen wir uns zusätzliche Backgroundsängerinnen. Auf dem Foto sind Sam und ich mit Elin Parisa Fouladi und Katie Hall zu sehen, die beide eigene kreative Projekte haben.

Warum die blauen Chorroben? Wir mögen einfach Kostüme! Ich habe einen Theaterhintergrund, daher haben unsere Auftritte mehr schauspielerische Qualitäten, als bei normalen Gitarrenbands. Wir fühlen uns als Artrock Band ziemlich wohl und unsere Melodien sind recht zugänglich und poppig, aber mit einigen Arrangements und Synthesizer-Klängen versuchen wir, aus dieser Komfortzone herauszukommen. Wir hören selbst die unterschiedlichste Musik und das lassen wir gerne in unsere eigens kreierte Musik einfließen.

Die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft? Für uns geht es vor allem darum, Energie und Freude zu vermitteln, vor allem bei Live-Auftritten. Ich denke, das ist besonders dann wichtig, wenn alle ein bisschen niedergeschlagen sind.

Wir wollten schon immer außerhalb von Großbritannien spielen und waren auch schon ein paar Mal in Japan und auf Festivals in Kanada. South by Southwest (SXSW) in Texas ist ein einziges Durcheinander, aber auch ein wundervolles Festival. Dieses Jahr teilten sich die walisischen Bands einen Veranstaltungsort mit den schottischen Bands, so dass mitten in Austin eine Art keltische Atmosphäre herrschte, was wirklich viel Spaß gemacht hat.

Wir sind gerade vom SUNS-Festival zurückgekehrt, bei dem Minderheitensprachen gefeiert werden. Es findet in einer Region in Italien statt, die ihre eigene Sprache hat, Friaulisch. Wir repräsentieren Wales nicht in dem Sinne, dass wir dort traditionelle walisische Musik spielen. Vielmehr geht es darum, dass unsere Musik (hoffentlich) die Art von Musik widerspiegelt, die von jungen Menschen und Künstlern in Wales gerade gemacht wird.

Was steht als nächstes an? Wir haben gerade mit der Arbeit an einer Weihnachtsshow im Wales Millennium Centre in Cardiff begonnen. Sam und ich komponieren die Musik und treten in einer alternativen Kabarettversion von Der Nussknacker auf. Danach machen wir uns an die Arbeit für unser viertes Album.

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