Seit fast einem Jahrhundert dokumentieren Touristen in Japan ihre Reisen, indem sie sogenannte Eki-Stempel sammeln – eine Form von Gedenkstempeln, die häufig an Bahnhöfen in touristischen Gegenden zu finden sind. Diese Stempel zeigen in der Regel lokale Wahrzeichen, Maskottchen oder Spezialitäten und fangen die Identität ikonischer Reiseziele in einem einfachen Tintenabdruck ein – ein bleibendes Andenken an vergangene Abenteuer.
Nun hat der walisische Illustrator Jonathan Edwards seine ganz eigenen Wales-Japan-Designs entworfen. Die fünf neuen Eki-Stempel zeigen den legendären Drachen, der auf der walisischen Nationalflagge prangt, vor Hintergründen, die für beide Länder repräsentativ sind. Dazu gehören walisische und japanische Textilien, typische Wälder beider Länder sowie berühmte Orte: Yr Wyddfa und der Fuji, sowie die Burgen von Conwy und Himeji, die 2019 als erste UNESCO-Welterbestätten offiziell miteinander verbunden wurden.
Der walisische Drache, stolzes Symbol der nationalen Identität von Wales, „musste einfach auf einem Eki-Stempel erscheinen“, sagte Jonathan. Und er muss es wissen – seine Skizzenbücher sind mit Stempeln aus über 20 Jahren Reisen ins Land der aufgehenden Sonne geschmückt.


Aber in Jonathans Notizbüchern finden sich nicht nur Eki-Stempel. Die Seiten sind voller Zeichnungen, die Erinnerungen an seine Reisen nach Japan lebendig halten. Von neonbeleuchteten Straßen bis hin zu unzähligen UNESCO-Welterbestätten – Japan gehört zu seinen liebsten Orten zum Zeichnen.
Für Jonathan bedeutet ein Skizzenbuch voller Reiseillustrationen Trost: Beim Durchblättern kehren längst vergessene Erinnerungen zurück.
„Ich liebe Japans Fokus auf Kunst und Kreativität – bei jedem Besuch entdecke ich etwas Neues, das meine Begeisterung noch verstärkt“, sagt er. „Ich reise seit über 20 Jahren regelmäßig dorthin, und es ist für mich zu einem sehr besonderen und einladenden Ort geworden.“
Jonathan wuchs in Wrexham auf, einer walisischen Stadt, die in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erlangt hat. 2022 wurde sie zur siebten Stadt von Wales ernannt und weltweit bekannt, nachdem die Hollywood-Stars Ryan Reynolds und Rob McElhenney den angeschlagenen Fußballverein der Stadt kauften. Sie verhalfen ihm zu einem sportlichen Aufstieg und belebten damit den Enthusiasmus von tausenden Fans. Die Geschichte des Vereins wurde in der Serie Welcome to Wrexham auf Disney+ dokumentiert, die viel Lob von der Kritik erhielt.
Wenn Jonathan in Japan ist, zieht ihn die Tradition der Eki-Stempel immer wieder in ihren Bann. Umso mehr freute er sich, seine eigene Version zu entwerfen, um die Verbindung zwischen Wales und Japan zu feiern. Er wurde zu diesem Projekt eingeladen, weil er über enge künstlerische Beziehungen zu Japan verfügt. Gemeinsam mit seiner Partnerin Louise, bekannt als Felt Mistress, hatte Jonathan 2011 Künstlerresidenzen in Nara und Osaka, die teilweise von Wales Arts International finanziert wurden. Diese Aufenthalte legten den Grundstein für zahlreiche spätere Projekte mit Japan-Bezug.
2017 organisierte ihr Freund Katsuya Kurosawa, ein Illustrator aus Tokio, eine Ausstellung ihrer Werke im Hilton Hotel in Shinjuku. Dort wurden sie von Cube entdeckt – einem Unternehmen der Art Directorin Kaoru Sasaki –, das das Paar fortan in Japan vertrat. Eine besonders erfolgreiche Zusammenarbeit war die Gestaltung der Schaufenster des renommierten Kaufhauses Hankyu in Osaka zur Frühling/Sommer-Kollektion 2021. Das Haus widmete ihnen sieben Schaufenster sowie weitere Ausstellungsflächen im Innenbereich.
Beim Durchblättern von Jonathans Portfolio wird klar, wie stark Japan seine Arbeit beeinflusst hat. Doch seine Liebe zum Reisezeichnen begann schon in jungen Jahren – lange bevor er Kirschblüten und Neonlichter mit eigenen Augen sah.
Jonathan erzählt, dass er auf jedem Urlaubsfoto aus seiner Kindheit beim Zeichnen zu sehen ist, da ihm seine Eltern stets einen Block A4-Papier gaben, um ihn zu beschäftigen. Viel hat sich nicht geändert – heute nimmt er zwei Skizzenbücher mit auf Reisen: ein A4-Format für Aquarell und ein A6, das in seine Tasche passt. Mit diesen verbringt er stundenlang Zeit auf einer Bank oder in einem Café, um alles festzuhalten, was ihm ins Auge fällt.
Neben der Landschaft hat ihn auch die japanische Kultur inspiriert. 2018 fertigte er eine offiziell lizenzierte Aquarell-Illustration für das renommierte japanische Animationsstudio Studio Ghibli an, das bekanntlich selbst Inspiration aus Wales schöpfte. Jonathans Ghibli-Werk erschien sogar als Titelbild im südkoreanischen Magazin Indigo.
Jonathans Illustrationen und Comics sind auch in seiner Heimat äußerst erfolgreich und prägen eine lange und vielfältige Karriere. Seine Arbeiten erschienen erstmals 1993 im Magazin Deadline und seitdem hat er für Medien wie NME und Radio Times gearbeitet. Er gestaltete Plattencover für Künstler wie die Black Eyed Peas und arbeitet seit 1999 regelmäßig für The Guardian, wo er zehn Jahre lang die bekannte Werbesatire-Kolumne Hard Sell illustrierte.
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